top of page

Oman - Reisebericht







Oman – Modernes Märchenland, so steht es im Reiseführer. Ein Land der Gegensätze. 1001 Nacht – im 21. Jahrhundert. Gluthitze am Tag und nachts Kälte mit sternenklarem Himmel. Einen Steinwurf entfernt hohe Berge und das Leben spendende Meer. Wer wird uns auf dieser Reise begegnen? Sindbad, Ali Baba oder nur einer der vierzig Räuber? Jetzt so kurz vor dem Abflug spüre ich ein Kribbeln in den Zehenspitzen, kann es nicht erwarten, neuen Boden zu betreten, durch die Wüste zu stapfen, die fremdartigen Gerüche einzuatmen, mich sattzusehen an den leuchtenden Farben, die würzigen Speisen zu probieren und den Rufen eines Muezzin zu lauschen. Eintauchen in eine andere Kultur.



Muscat – zählt zu den heißesten Hauptstädten der Welt. Sie liegt am Golf von Oman und wurde in den 1980er vom Sultan Qaboos aufgehübscht. Dafür mussten viele historische Gebäude abgerissen werden. Wir haben uns den Zutritt zu seiner Stadt schwer erkämpft. Über zwei Stunden mussten wir am Einreiseschalter warten und das mitten in der Nacht. Doch schon während der kurzen Fahrt zum Hotel bekommen wir einen ersten Eindruck von ihrer Schönheit. Noch immer wird überall gebaut. Auch bei Tag behält die Stadt ihren Zauber. Für unsere westlichen Augen entspricht sie den Kulissen alter Hollywoodfilme wie „Der Dieb von Bagdad“; abgesehen von den bunten Reklameschildern. Besonders stolz sind die Omani auf das Royal Opera House Muscat, deren Akustik internationale Künstler begeistert, die Orgel stammt aus Deutschland.




Am Vormittag besuchen wir Grand Moschee, die Sultan Qaboos erbauen lies. Diese darf vormittags von Nichtmuslimen besichtigt werden. Allerdings gibt es eine Kleiderordnung, die nach Aussage unseres Reiseleiters nichts mit dem muslimischen Glauben zu tun. Bedeutet aber, dass wir für unser erstes Highlight einiges beachten müssen. Die Haare bzw. der Kopf muss bedeckt sein, das ist dabei noch erträglich, aber an den Armen und Beinen darf keine Haut gezeigt werden. So kommt es, dass zwischen Männern im T-Shirt und 3/4 Hosen, dick vermummte Frauen laufen. So wie ich, da ich für das warme Klima keine Langarm-Sommerblusen eingepackt habe, sondern nur eine Fleecejacke für die überklimatisierten Räume. Das wurde nämlich empfohlen.




Naja, was soll's ist ja Oktober und nicht mehr so heiß – nur noch 30 °C im Schatten. Dazu noch ein Pareo um die Hüften, meine Hosen bedecken leider nicht meine Knöchel und ein Tuch als Kopfbedeckung. Auf modische und farbliche Aspekte kann ich dabei keine Rücksicht nehmen. Aber was tut man nicht alles, um eine Moschee von innen zu sehen? Zum Glück ist diese klimatisiert. Und der Aufwand lohnt sich. Die Moschee wurde aus Sandstein erbaut und vereint Stilelemente verschiedener Kulturen harmonisch miteinander. Sie wurde 2001 eröffnet. Der riesige Gebetsraum ist wahrlich imposant, in blauen und türkisenen Tönen gehalten. In der Kuppel hängt ein acht Meter großer Kronleuchter. Trotz all seiner Pracht wirkt der Raum schlicht auf mich. Beeindruckt schreiten wir den Mittelgang hinunter. Der handgeknüpfte Teppich, der von 600 Frauen in vier Jahren maß genau gefertigt wurde, wird durch einen Läufer vor unseren nackten Füßen geschützt. Mitten in den vielen anderen Touristen liest unser Reiseleiter eine Seite aus dem Koran vor. Dabei folgt seine Stimme der Jahrhunderte alte Melodie seiner Vorfahren, verleiht der für unsere Ohren fremdartig klingenden arabischen Sprache eine ungewohnte Sanftheit. Ich stelle mir vor, wie sich hier die Gläubigen versammeln und ihre Stimmen sich zu einem melodischen Murmeln vermischen, sich gemeinsam gen Mekka verneigen. Ein unvergleichliches Gruppenerlebnis und dabei passen zwanzigtausend Gläubige in diesen Raum.



Mich hat es sehr beeindruckt. Trotzdem bin ich froh, dass ich nach dem Besuch, die überschüssige Kleidung ablegen kann. Die gewonnenen Eindrücke kann ich nicht so leicht abstreifen. Deshalb fällt es mir schwer, mich auf den nächsten Punkt unserer Reise einzustellen.



Oder es liegt daran, dass es ein Fischmarkt. Schon vom Weiten riecht man die angebotenen Waren. Toter Fisch. Fein säuberlich gestapelt liegen sie auf den gefliesten Stufen, die als Verkaufsstand dienen. Ihre matten Fischaugen glotzen mich an. Dahinter sitzen die Omani und schauen ähnlich desinteressiert. Wohl wissend das ich nicht zum Kaufen hier bin. Hier kaufen verschleierte Frauen fürs Mittagessen ein. Beim Erwerb eines Fischs folgt man vorgegebenen Regeln, es dauert eine gute halbe Stunde bis sich Käuferin und Händler über Qualität und Preis einig werden. Im hinteren Teil des überdachten Platzes kann man sich die gekauften Waren küchenfertig säubern und ausnehmen lassen.




Den besten Einblick in die Kultur Omans gibt uns der nächste Stopp: das Bait al-Zubair-Museum, welches in einem rekonstruierten Altstadthaus untergebracht ist. Davor stehen Skulpturen von Steinböcken und Gazellen, die von verschiedenen Künstlern bunt gestaltet wurden. Drinnen werden Schmuck, traditionelle Kleidung, Kunsthandwerk und Waffen gezeigt. Das gibt uns einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage. Im Giftshop bekommen wird endlich einen köstlichen Duft "serviert". Dort gibt es die erlesen Parfüms Arabiens als Kostprobe. Nach unserem Besuch möchte ich noch ein Bild mit meinem Sternzeichen machen. Während ich mir den schönsten Steinbock aussuche, um mich mit ihm fotografieren zu lassen, ertönt der Ruf des Muezzins. Ich lausche, bedauere, dass ich seine Worte nicht verstehe. Weiß nur, dass er zum Gebet ruft. Fremdartig klingt es in meinen Ohren, aber ich fühlt mich doch berüht. Unwillkürlich falte ich meine Hände.



Ehe wir etwas über den Alltag der Omani erfahren: Wo und was kaufen sie ein? Machen wir Mittagspause. In Muscat, wie in vielen südlichen Ländern, steht das öffentliche Leben still, deshalb machen auch wir Besichtigungspause. Aber keine Regel ohne Ausnahme, auch in Oman gibt es 24hr Shops in der Tankstelle. Hier bekommen wir neben Obst, Nüssen und Getränken, auch Gewürze und Kosmetikartikel. Uns bleibt sogar noch Zeit für ein Bad im Pool. Am späten Nachmittag besuchen wir den Suk im Hafenviertel. Hier haben wir Gelegenheit Einheimischen zu begegnen. Zuerst erhalten wir nützliche Informationen über Weihrauch, worauf man beim Kauf achten soll, wie man gute Qualität erkennt und die Vielfalt der Gerüche. Auch als Kaugummiersatz ist er einsetzbar – ich kann davon nur abraten. Ich habe es probiert und das Zeug klebte noch Stunden später an meinen Zähnen. Dann dürfen wir uns alleine ins Getümmel stürzen. Wir schlendern durch die schmalen Gassen. Die Verkäufer preisen uns ihre Waren an – Tücher, Taschen, Silberschmuck, Gewürze. Fremdartige Gerüche steigen uns in die Nase. Selbst der Weihrauch riecht anders als Zuhause.




Richtig viel Zeit zum Einkaufen haben wir leider nicht. In einem Geschäft gibt es die Gewürze in Säcken zu kaufen. Man lässt sich die gewünschte Menge einfach abwiegen. Auf meine Frage, ob ich auch fünf Muskatnüsse kaufen kann, bekam ich nur ein verständnisloses Kopfschütteln. Ich musste zwölf kaufen, die aber unter zwei Euro gekostet haben. Es gibt viel zu sehen. Nicht nur die Waren auch die Einheimischen, die auf der Suche nach einem Schnäppchen sind. Die Frauen tragen über der reich bestickten Röhrenhose bunte bis zu den Knien reichende Gewänder. Die der Männer sind meistens weiß, dazu tragen sie eine bestickte Kappe, die Kumma. Diese gibt es in verschiedenen Ausführungen, von der Stange bis hin zur Maßanfertigung. Man soll nicht meinen, wie viele unterschiedliche Ausführungen es davon gibt. Das Abendessen nehmen wir in einem türkischen Restaurant ein. Leider gibt es nur wenige typische omanische Gerichte. Die sind alle sehr aufwendig zu kochen. Deshalb ist das türkische Essen ein guter Kompromiss.



Nach dem reichhaltigen Mahl und den Absacker auf dem Hoteldach fällt es schwer einzuschlafen und die Nachtruhe fällt sehr kurz aus. Als erster Höhepunkt steht heute ein Badehalt an einem Wasserloch auf der Tagesordnung. Wie ein Brunnen ist dieses gestaltet und über eine steile Treppe können wir hinuntergehen. Eigentlich ist es aber nur ein Tümpel mit ziemlich wenig Wasser. In der Mitte sind Felsen, über die wir erst klettern müssen. In dem türkisblauen Wasser schwimmen kleine Fische, die sich mit Vergnügen auf unsere nackten Füße stürzen, sobald wir diese ins Wasser strecken und knabbern an der Hornhaut. Das Kitzelt zwar ist aber sehr effektiv. Baden möchte keiner von uns, obwohl die Temperaturen dafür sprechen würden. Bevor wir weiterfahren, bekommen wir noch Datteln und den landestypischen Kaffee, gewürzt mit Kardamom. Eine Geste der Gastfreundlichkeit. Das Ganze zieht sich sehr in die Länge, da nur drei Tassen zur Verfügung stehen und jeder einen Kaffee bekommen soll. Natürlich werden die Becher nach jedem Gebrauch gespült. In einer kleinen Schüssel mit kaltem Wasser. Ich bin als Letzte daran. Zum Glück bin ich nicht empfindlich.




Eine der letzten Dhaufabriken steht als Nächstes auf unserer Liste. Diese, für den Orient typischen Schiffe, werden noch heute in reiner Handarbeit aus Holz gefertigt. Allerdings von indischen Einwanderern. Nur der Vorarbeiter ist Omani, er hat die Pläne der verschiedenen Modelle im Kopf. Vor einem kleinen Museum können wir ein fertiges Dhau betrachten. Es hat eine weite Reise hinter sich und wurde vor Jahren von den Einheimischen zurückgekauft, um es für die Nachwelt zu erhalten. Mit einem ähnlichen Schiff hat Sinbad die Welt erkundet und soll auch den Kompass erfunden haben. Das Mittagessen nehmen wir in einem kleinen Lokal ein. Hier sitzen wieder Frauen und Kinder getrennt von den Männern. Wir Touristen dürfen als gemischte Gruppe im Männerteil sitzen. Hier verbringen viele Omani ihre Mittagspause. Unsere Tischnachbarn beäugen uns neugierig, offensichtlich kehren nicht oft Touristen hier ein.




Schiffe sehen wir auch am Nachmittag – Wüstenschiffe. Um zu unserem Wüstencamp 1000 Nights zu kommen, müssen wir in Jeeps umsteigen. Am Pistenrand stehen Kamele und beäugen uns neugierig mit ihren schwarzen sanften Augen. Weglaufen können sie nicht, denn ihre Vorderläufe sind mit einem Strick zusammengebunden. Es gibt keine wild lebenden Kamele in Oman. Im Allgemeinen sind sie sehr friedliebend. Zur Begrüßung strecken sie ihrem Gegenüber die Schnauze entgegen, die dieser dann mit der Schnauze oder der Nase berührt. Ich habe es ausprobiert und muss sagen, dass das Kamel sehr vorsichtig war und gar nicht aufdringlich. Dieses Nasenküssen haben sich die Omanis als Begrüßungsritual bei den Kamelen abgeschaut. Unser Fahrer ist der jüngste in der Runde und ziemlich ärgerlich darüber, dass wir fast am Ende des Convois sind. Plötzlich verlässt er die vorgeschriebene Route und fährt eine Düne hinauf. Wir quittieren, dass mit Lachen und Anfeuerungsrufen. Leider müssen wir uns schon bald wieder einreihe, brav den anderen folgen und weiter Staub schlucken. Zum Sonnenuntergang laufen wir eine Düne hinauf. Gerade noch rechtzeitig geschafft. Wegen des vielen gegenseitigen Fotografierens hätten wir beinahe noch verpasst, wie die Sonne hinter der nächsten Düne untergeht. Meine Erwartung war eigentlich, dass es danach sehr schnell dunkel wird. Aber uns bleibt genügend Zeit zum Camp zu fahren.




Meine Erwartungen bezüglich des Camps werden dann bei weitem übertroffen. Wir sind von dem Luxus überrascht. Allerdings schlafen wir nicht in Zimmern, sondern in Zelte, die über das ganze Areal verteilt standen. Schon etwas unheimlich, so ganz ohne Schutz mitten in der Wüste. Die Nasszelle hat keine Decke, aber fließend warmes Wasser. Wir springen noch mal in den Pool, der überraschend kaltes Wasser hat. Der Sternenhimmel über uns wird immer großartiger. Wir genießen das Buffet, das kaum Wünsche offen lässt. Irgendwann treibt uns die Müdigkeit dann doch ins Bett. Beziehungsweise uns wir das Licht ausgeschaltet. Mit dem Displaylicht unserer Handys schaffen wir es eben so zurück in unser Zelt. Die Nacht in der Wüste ist berauschend. Abgesehen von dem steifen Nacken, den man vom ständigen nach oben Schauen bekommt. Die Sterne sind unzählbar, dazwischen Flugzeuge und Satelliten mit blinkenden Lichtern. Und eine Sternschnuppe habe ich gesehen. Eine seltsame Ruhe senkt sich bei Nacht über die Wüste. Obwohl sie gerade dann zum Leben erwacht. Zum Glück sind die Wüstenbewohner scheu und suchen nicht unsere Nähe.



Ängstlich betrachte ich am Morgen die Spuren im Sand. Wer hat sich während unserer Nachtruhe ums Zelt herumgetrieben? Aber keine davon ist größer als ein paar Millimeter, was mich im Nachhinein beruhigt. Besonders vor einer Begegnung mit einem Skorpion hatte ich Angst. Nach dem Frühstück bringen uns die Jeeps wieder zurück zum Ausgangsort. Bevor wir die Wüste verlassen, besuchen wir eine Beduinenfamilie. Im Zelt sitzen Frauen und Männer in getrennten Ecken, allerdings mit Blickkontakt. Die Frauen tragen Burkas. Das dient, laut unserem Reiseführer, dem Schutz der empfindlichen Hautpartien vor der Sonne und nicht, um sie vor den Blicken fremder Männer zu verbergen. Uns werden wieder Kaffee und Datteln gereicht. Langsam glaube ich, dass es tatsächlich 500 verschiedene Dattelsorten gibt. Der mit Kardamom gewürzte Kaffee schmeckt auch immer ein bisschen anders. Die Tochter des Hauses reicht uns Kleenextücher und blickt uns neugierig mit ihren großen, schwarzen Augen an. In ihrer rosa Kleidung sieht sie aus wie alle vierjährigen Mädchen.



Recht merkwürdig war eine Begebenheit mit unserem Jeepfahrer. Der übrigens hübsche Kamelauge hatte. Groß, schwarz und mit sehr langen Wimpern. Während der Rückfahrt, die wieder sehr gemächlich verläuft, kramt er aus dem Handschuhfach einen kleinen Parfümflakon hervor und reicht ihn mir. Unschlüssig schaue ich ihn an. Mit Gesten deutet er mir an, dass ich etwas davon hinter mein Ohrläppchen tupfen soll. Da ich weiß, wie intensiv die orientalischen Düfte sind, tue ich so, als würde ich ihn nicht verstehen. Die anderen verkneifen sich das Lachen. Da nimmt er das Fläschchen zurück und reicht es an die Nächste weiter, mit den gleichen Gesten. Mit meiner Nichts-Verstehen-Taktik kommen wir nicht weiter. Uns bleibt nichts anderes übrig, also tupfen wir uns alle den betörenden, schweren Duft hinter die Ohren. Mit einem zufriedenen Lächeln nimmt er den Flakon zurück. Eigentlich hatten wir erwartet, dass er uns nach der Duftprobe, nun das Parfüm zum Kauf anbieten wird. Hat er aber nicht. Wir haben nie erfahren, ob er mit unserem Geruch an dem Morgen unzufrieden war (wie gesagt, es gab warmes Wasser in dem Wüstencamp, wir waren frisch geduscht) oder ob er uns, als sein „Harem“ markieren wollte.




Chic müssen wir uns für den nächsten Halt allerdings nicht machen. Wir besuchen ein Wadi. Zuerst werden wir auf die andere Seite des kleinen Flusses gebracht, was sich sehr abenteuerlich gestalte. Die kleinen Boote schaukeln beim Einsteigen wild hin und her, wir müssen darauf achten, des sich immer abwechselnd einer links, einer rechts setzt. Die Steuerleute rufen wild dazwischen, was wir natürlich nicht verstehen und unser Reiseleiter kommt mit dem Übersetzen nicht nach. Dann wandern wir durch die Schlucht, die sich immer mehr verjüngt. Einige Ziegenherden grasen hier, obwohl der Bewuchs sehr spärlich ist. Beim Fotografieren müssen wir aufpassen, dass wir keine der Hirtinnen mit auf dem Bild haben. Die einen möchten das nicht und andere lassen sich dafür bezahlen.



Heute besuchen wir den Frauenmarkt in Ibra. Dort ist ein bestimmter Bereich nur für Frauen abgetrennt. Allerdings begegnen uns dort nicht nur männlich Touristen, sondern auch männlichen Händlern. Entweder bröckelt die Tradition oder es gibt wie allerorts Ausnahmen von der Regel. Das Angebot ist recht überschaubar. Hier werden wir wieder von der Farbenpracht des Orients überrascht. Die Vielzahl von Kleidern und Stoffe ist kaum zu beschreiben. Es gibt aber auch andere Dinge, alles was Frau so braucht, wie auf einem Markt daheim. Die Frauen an den Ständen beachten uns kaum, ich habe Mühe Stoff zu kaufen und aufs Handeln lassen sie sich nicht ein. Was bei den günstigen Preisen auch nicht notwendig ist. Daraus werde ich mir zu Hause Kissen nähen. Die passende Litze finde ich auch noch, perfekt.



Einige Zeit kann man in Oman auch in Festungsanlagen verbringen. Sie sind alle gut erhalten und restauriert und bezeugen die grandiose omanische Lehmbaukunst. Dabei ähneln sie in ihrer Bauweise den europäischen Burgen. Die großen Säle sind mit Teppichen ausgelegt und rundherum liegen große bunte Kissen, die zum Ausruhen einladen. Allerdings wurde hier von den Zinnen nicht Pech auf Angreifer gegossen, sondern heißer Dattelsirup. Im Gegensatz zu dieser Pracht stehen die alten Lehmdörfer, die zu sehend verfallen. Die Ruinen zeugen von vergangenen Zeiten. Wir besichtigen eine alte Lehmstadt. Hier begegnet uns zum ersten Mal Müll. Die Städte sind auffallend sauber, obwohl man fast nie Mülleimer sieht. Die leer stehenden Häuser werden als Abladeplatz für allerlei Müll missbraucht. Wir können kaum ein Foto machen, auf dem die Verwahrlosung nicht eingefangen wird. Der Park rings um den Wasserlauf ist dagegen wieder wunderschön anzusehen und lässt uns das Hässliche vergessen. Heute hat jeder Omani Anspruch auf ein eigenes Haus. Das erklärt die zahlreichen Neubaugebiete, die rund um die Städte aus dem Boden gestampft werden.



Nach circa 3.000 Höhenmeter haben wir einen weiteren Höhepunkt Oman erreicht: Jebel Shams. So hoch hinauf konnte uns unser Bus allerdings nicht bringen. Wieder sind wir auf Jeeps mit Vierradantrieb umgestiegen. Die Straße ist nicht nur steil und eng, zum Teil ist es nur eine Schotterpiste. Benutzung auf eigene Gefahr, sagt uns unser Fahrer, besonders im Winter, wenn es regelmäßig, einmal die Woche von halb drei bis fünf Uhr nachmittags regnet (O-Ton unserers Fahrers!), kann es sein, dass die Straße über- oder weggespült wird. Für die grandiose Aussicht lohnt sich die Fahrt. Nicht umsonst wird das Wadi Nakhr, dessen Steilwände fast 1.000 m hinab fallen, der „Grand Canyon“ von Oman genannt. Hier oben ist es merklich kühler, als am Fuß des Gebirges.




Leider neigt sich unser Urlaub schon bald dem Ende zu. Heute ist Freitag, für die Muslime heißt das Sonntag. Also der Tag für gemeinsame Aktivitäten von Vater und Sohn. Während in westlichen Ländern dabei Sportereignisse im Vordergrund stehen, wird in Oman ein Viehmarkt besucht. Die Tiere, hauptsächlich Ziegen und Kühe werden im Kreis herumgeführt. Jeder darf ein Angebot abgeben. Die verschiedenen Geräusche vermischen sich und untermalen das bunte Treiben. Zwischen Muhen und Meckern hört man die Rufe der Bieter und die Väter erklären ihren Söhnen Gesten reich, woran man ein gesundes Tier erkennen kann. Dazwischen wir Touristen mit unseren Kameras, auf der Suche nach dem besten Motiv. Ich habe das Gefühl, dass auch wir, wie das Vieh, begutachtet werden.



Auch ein Besuch in einem Dorf darf nicht fehlen. Dort zeigen Frauen, wie ihr tägliches Leben aussieht beziehungseise früher aussah. Zum Beispiel wie sie Fladenbrot auf einem heißen Stein backen. Wer möchte, kann sich mit einem Hennagemisch einreiben lassen, das gegen Kopfschmerzen helfen soll. Sieht doof aus, scheint aber tatsächlich zu helfen. Mitten in dem Ort verläuft eine Wasserleitung. Wir strecken die Füße hinein zur Abkühlung. Wir laufen dann an der Wasserrinne entlang bis wir zu einem kleinen Gebetshaus ankommen. Unser Reiseleiter macht eine Gebetspause, davor holt er aber noch die Erlaubnis ein, andere Muslime beim rituellen Waschen vor dem Gebet zu fotografieren.



Nanu, ein Bienenkorb als letzte Ruhestätte? Nicht ganz, die Gräber bestehen aus aufgeschichteten Steinen, die aus der Ferne tatsächlich wie Bienenkörbe aussehen. Etwa 3.000 Jahre vor Chr. wurden sie auf einem Hügel errichtet. Von dort hat man einen herrlichen Blick über die Ebene und auf die angrenzenden Berge. Kaum ein Lüftchen regt sich, die Hitze flirrt und außer dem leisen Klacken der Steine unter unseren Füßen, ist es himmlisch ruhig. Wie ein Volk mit seinen Verstorbenen umgeht, sagt sehr viel über ihre Kultur und ihre Religion aus.



Das sind nur einige Eindrücke, die ich in Oman gesammelt habe. Die Gastfreundschaft ist wirklich nennenswert. Jeden Tag wurden wir mindestens einmal zu Kaffee (mit Kardamom – köstlich) und Datteln oder anderen Süßigkeiten eingeladen. Gewürze, Datteln, Nüsse und farbenfrohe Stoffe bekommt man in Hülle und Fülle zu günstigen Preisen. Für mich ein Traum und auf alle Fälle eine Reise wert.





Comments


RECENT POSTS:
bottom of page